Kinderwunsch und Hebammensuche
Als mein erster Sohn kurz vor seinem dritten Geburtstag stand, kam ein weiterer Kinderwunsch in mir hoch. Ich habe mir schon immer gesagt, dass ich nur ein Kind möchte. Aber da war dieses Gefühl. Es sagte mir, dass mein Sohn nicht mein erstes und letztes Kind sein sollte. Kurz nach seinem dritten Geburtstag war es dann soweit. Ich war wieder schwanger.
Also begab ich mich so langsam auf die Suche nach einer Hebamme, die mich wieder betreuen sollte. Meine erste Geburt fand in einem Geburtshaus statt. Hier widerfuhr mir unter der Geburt leider unangekündigte Interventionen, mit denen ich psychisch noch lange zu kämpfen hatte. Es war Gewalt, die mir da angetan wurde. Es musste schnell gehandelt werden, wurde mir gesagt. Sie handelten nach bestem Wissen und Gewissen, doch hätte ich mir eine Vorankündigung dringendst gewünscht, damit ich weiß, was auf mich zukommt. Nach ein paar Wochen hatte ich das Gröbste verarbeitet, doch im Hinterkopf blieb dieser fade Beigeschmack. Ich hatte Probleme mich auf mein Kind zu freuen. Mutterglücksgefühle blieben anfangs aus. Ich hatte erstmal mit mir selber zu tun.
Eine Hebamme für Hausgeburt
Mit dieser Erfahrung begab ich mich nun auf die Suche nach einer Hebamme für Hausgeburten. Ich wollte mein Baby da bekommen, wo ich mich wohl und geborgen fühle. Keine Unterbrechung während der Geburt, um in ein Geburtshaus zu fahren und kein Rückweg.
Die Suche erwies sich etwas schwieriger, als noch vor ein paar Jahren. Aber wen wundert es bei der heutigen Hebammensituation*. Ich hatte gewisse Kriterien, von denen ich nicht abweichen wollte. Nach etlichen Absagen von meiner Seite und auch die der Hebammen fand ich sie dann doch noch. Sarah ist eine ruhige, offene und fürsorgliche Hebamme, mit der man auch lachen kann. Das war mir wichtig. Auch mal zwischendurch ein Späßchen machen. Schwangerschaft ist keine Krankheit, in der man durchweg ernst sein muss und sich nur auf die VorSORGE konzentrieren sollte. Ich fühlte mich bei ihr gut aufgehoben. Natürlich besprach ich mit ihr die letzte Geburt mit all ihren Geschehnissen. Wir gingen den Geburtsbericht durch und besprachen, was wir bei der anstehenden Geburt anders machen würden. Das gab mir die Sicherheit, dass es diesmal anders und besser laufen würde.
Eine Hebamme für das Wochenbett
Da sie zu weit weg wohnte, konnte sie mir für das Wochenbett nicht zur Verfügung stehen. Also musste ich mich auch da wieder auf die Suche begeben. Über eine Facebookgruppe stieß ich dann auf Theresia. Das erste Treffen mit ihr war wirklich sehr angenehm. Ich hatte gleich Vertrauen. Auch sie war locker und für viele Dinge offen. Sie besuchte uns dann auch zuhause, wo sie meinen Sohn zeigte, wo genau das Baby in meinem Bauch lag. Mit einem Stift malte sie nun auf meinem Bauch herum. Und mein Sohn dann auch 😉
Ich hatte ein wirklich gutes Gefühl bei ihr.
Noch mehr Selbstvertrauen bekam ich auch durch die Bücher “Die selbstbestimmte Geburt”* von Ina May Gaskin und “Meisterin der Geburt”* von Jobina Schenk. Dort wird immer wieder darauf hingewiesen, dass wir Frauen dazu gemacht sind zu gebären. Das wir dies von Natur aus können und uns nichts anderes einreden lassen sollen. Das stärkte mich ungemein. Die Geburt konnte also kommen.
Über dem errechneten Termin
Den Termin hatte ich schon um einige Tage überschritten, was mich aber in keinster Weise beunruhigte. So musste ich an ET+3 zur Vorsorge zu meiner Frauenärztin. Das ist sozusagen Pflicht bei einer geplanten Hausgeburt und eine Absicherung für die Hebamme. Ohne das OK der Frauenärztin dürfte man nicht zuhause gebären!
Am Tag vor der Geburt (ET+9) hatte ich nochmal eine Vorsorge bei Sarah. Ich meinte zu ihr, dass das Baby sicher morgen kommen wird. Irgendwie dachte ich dies schon eine ganze Weile. Und genau an diesem Tag war es auch soweit.
Es ging alles ganz schnell
Die Wehen setzten ein. Mitten in der Nacht, wie auch schon bei meinem ersten Kind. Es ging alles sehr schnell. So schnell, dass ich Sarah zu spät anrief. Sie hatte eine Anreisezeit von ca. 40 Minuten in der Nacht. So lange wollte aber unser Babysohn nicht auf sich warten lassen. Also mussten wir ihn selber in Empfang nehmen. Alles war in Ordnung, so wie es geschah. Durch diese Erfahrung, es auch alleine schaffen zu können, wurde ich von der ersten Geburt geheilt. Niemand, der mir durch irgendwelche Interventionen in die Quere kam. Nur ich und meine Wehen und mein Partner, der unseren Sohn in seine Arme empfang.
Sarah traf 20 Minuten nach der Geburt ein und versorgte mich und das Baby. Alles war in Ordnung. Auch diesen Job machte sie auf eine ruhige und entspannte Art und Weise, wie ich es an Hebammen liebe.
Das Wochenbett
Das Wochenbett mit Theresia war auch sehr angenehm. Sie war sehr hilfreich bei kleinen und auch größeren Problemen. Der Kleine wuchs und gedieh. Mir ging es ja eh schon von Anfang an vor allem psychisch besser als nach meiner ersten Geburt. Für körperliche Wehwehchen stand sie mit Rat und Tat an meiner Seite.
Meine Erfahrung und kein Aufruf, nur eine Ermutigung
Auch wenn ich die Geburt letztendlich alleine gemacht habe, bin ich froh darum gewesen, dass jemand nach uns schauen kam. Dies soll auch kein Aufruf für Alleingeburten sein, sondern lediglich meine Erfahrung. Eine Erfahrung, die für mich eine Heilung war.
Warum brauchen wir Hebammen?
Weil sie uns mit viel Ruhe die Sicherheit geben, die wir unter der Schwangerschaft und Geburt benötigen. Weil sie Tricks und Kniffe kennen, wie kein anderer. Nicht umsonst muss bei jeder Geburt im Krankenhaus eine Hebamme anwesend sein und ich hoffe das bleibt auch so. Weil sie ein guter Ansprechpartner bei Problemen und Ängsten sind. Wir brauchen sie, weil sie sich noch auf ihre Hände, Ohren und Augen verlassen und nicht nur auf Maschinen. Weil sie dich im verletzlichsten Moment deines Lebens (hoffentlich) respektvoll behandeln und dir liebevoll zur Seite stehen und so für deine Entspannung sorgen. Wegen ihrer meist schon jahrelangen Erfahrungen helfen sie uns dabei kompetente Entscheidungen zu treffen. Weil sie für eine gute Bindung zwischen dir und deinem Baby sorgen.
Ich wünsche euch allen, dass ihr auch so tolle Hebammen findet, bei denen ihr euch bestens aufgehoben fühlt. Ich wünsche mir, dass dem Beruf Hebamme mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Wir brauchen sie.
* Die aktuelle Lage für freiberufliche Hebammen ist kritisch. Seit dem 1. Juli diesen Jahres ist die Summe der Haftpflichtprämie auf satte 8174 €/Jahr gestiegen. Ungefähr 2600 Hebammen sind davon betroffen. Diese Hebammen decken ca. 21 % aller Geburten in Geburtshäusern, Zuhause und auch als Beleghebammen in Kliniken ab.
Ab 1. Juli 2020 soll die Summe der Haftpflichtprämie sogar auf 9.098 € jährlich ansteigen.
“Von 2002 bis 2017 haben sich die Haftpflichtversicherungsprämien mehr als verzehnfacht. Inzwischen muss eine Hebamme, die freiberuflich Geburtshilfe anbietet, über 8.000 Euro nur für ihre Berufshaftpflichtversicherung bezahlen. Dabei ist es egal, ob sie als Hausgeburts- oder Geburtshaushebamme vielleicht nur wenige Geburten im Jahr begleitet. Seit 1. Juli 2015 erhalten Hebammen den so genannten Sicherstellungszuschlag. Mit dem Zuschlag ist erstmal eine Zwischenlösung gefunden und der Großteil der Kosten für freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen abgedeckt.
Der Deutsche Hebammenverband fordert in einem nächsten Schritt eine tragfähige und zukunftssichere Lösung der Haftpflichtproblematik. Diese könnte beispielsweise die Einführung eines Haftpflichtfonds sein, der für Schäden aufkommt, die über einer bestimmten Deckungssumme liegen. Außerdem fordert der Verband eine Haftungshöchstgrenze für Hebammen.”
Quelle: https://www.unsere-hebammen.de/fakten-infos/aktuelle-herausforderungen-fuer-hebammen/