Mutter sein ist auch ein Job

Mutter sein ist auch ein Job

An welche Berufe denken wir, wenn es um gesellschaftlich wichtige und/oder anerkannte  Berufe geht? Ingenieur, Banker, Polizist, Rechtsanwalt usw.  

Denkt man bei diesen Berufen an Frauen? Wohl eher weniger. Man kann, denke ich, bei  diesen Beispielen behaupten, dass es sich um eher männerdominierte Berufsgruppen handelt. Zugegeben, Ingenieure verrichten wichtige Arbeit, Polizisten ebenso und Rechtsanwälte werden in unserer mit Regeln und Paragraphen durchtränkten Welt auch gebraucht. Banker,  naja, anderes Thema… 

Den Stellenwert einer Berufsgruppe bemisst man entweder am Mehrwert, der für die  Gesellschaft erbracht wird oder an der Höhe des Verdienstes. Mit Sicherheit fallen jedem einige Berufe ein, in denen man einen Haufen Geld verdient, wodurch der Beruf sehr anerkannt ist, der gesellschaftliche Mehrwert aber gegen null geht. Ebenso gibt es einige  Berufe wo es sich genau andersherum verhält, wo die Tätigkeit an sich sehr ehrenwert ist, sich  das aber nicht im Verdienst widerspiegelt.  

Der unbezahlte Job

Dann gibt es da aber noch einen Job, der eigentlich nahezu über allem stehen müsste. Ein Job, der alles andere als männerdominiert ist, denn er betrifft ausschließlich Frauen. Ich spreche vom Muttersein

Aufgrund der Tatsache, dass Mütter aber unentgeltlich arbeiten, wird diese Arbeit nicht als  solche anerkannt. Der Dienst für die Gesellschaft, der von unmessbarem Wert ist und weit  über die übliche 40-Stunden-Woche hinausgeht, wird kaum gesehen. Ein Fulltime-Job, der Grundlage für nahezu alles in unserem Leben ist, aber Stück für Stück entwertet wird. Mütter  tragen ihre Kinder 9 Monate in sich und bringen sie zur Welt, leisten essentielle Arbeit für die  Allgemeinheit und doch möchte irgendwie niemand so recht anerkennen, dass wir auch hier  von „berufstätigen“ Menschen sprechen, auch wenn sie nicht erwerbstätig im klassischen  Sinne sind. 

Das Gegenteil ist festzustellen, da das Muttersein immer mehr zum Teilzeitjob degradiert  wird, so will es die Wirtschaft. Kinder kann man ja mal so nebenbei bekommen. Im Bestfall  bis kurz vor der Entbindung noch der Lohnarbeit nachgehen und so schnell wie es nur geht danach wieder weitermachen. Hauptsache so wenig Ausfallzeit wie möglich. Das  Anforderungsprofil scheint sich daher leider immer mehr zu verändern. Weg von den eigentlichen mütterlichen Aufgaben, zwingt nicht zuletzt der eigene Geldbeutel eine zeitnahe  Inanspruchnahme von staatlichen Institutionen zur Betreuung der Kinder. Es gibt tatsächlich noch viele Mütter die ihre Kinder gern zwei oder sogar drei Jahre zu Hause  betreuen würden, der gesellschaftliche und finanzielle Druck lässt dies oft aber nicht zu.

Es gehört eine gehörige Portion Selbstvertrauen dazu sich gegen ein bestimmtes Bild der Mehrheit zu stellen, sich also nicht zu fügen und gegebenenfalls komische Blicke ertragen zu müssen. Mütter die sich dagegen entscheiden auf zwei Spielfeldern gleichzeitig Leistung bringen zu müssen und sich nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen, sollten mindestens  genau so viel Wertschätzung erfahren, wie erwerbstätige Mütter. 

Mutter sein

Besser später als nie

Wir müssen aufhören eine Bewertung von Arbeit abhängig zu machen. Wir dürfen nicht mehr diese ignorante Einstellung an den Tag legen. 

Zum Schluss möchte ich nochmal klarstellen, dass ich Mütter, die ihre Kinder frühzeitig in die Fremdbetreuung geben, in keinster Weise verurteilen möchte. Jede Familie hat ihre  individuellen Gründe für die jeweiligen Entscheidungen. 

Dieser Beitrag hier ist als Lobeshymne für Mütter zu verstehen, als Versuch, den allgemeinen  Blick etwas zu korrigieren. Wir müssen Dankbarkeit und Wertschätzung zeigen, unabhängig  davon ob eine Mutter auch „richtig“ arbeiten geht. Es ist in meinen Augen vollkommen in  Ordnung, ja besser gesagt finde ich es sogar großartig, wenn man sich ausschließlich auf die  Zeit mit dem Kind konzentrieren möchte.

Es ist wünschenswert und schon längst überfällig, dass sich auch eine aktive und wirkungsmächtige Lobby herauskristallisiert, die sich mit  Nachdruck für Mütter und deren Interessen einsetzt. Ungeachtet dessen besagen wissenschaftliche Erkenntnisse, dass außerfamiliäre Betreuung von Kleinkindern unter 18  Monaten nicht empfehlenswert ist. Wir ignorieren gesellschaftlich also sowohl die Interessen der Mütter, als auch die grundlegenden Bedürfnisse der Kinder. Das Resultat ist die Welt, in der wir leben und wer mag bei dieser schon behaupten, dass alles super ist?! 

Mütter leisten wertvolle Bindungs- und Bildungsarbeit. Dem sollten wir nicht länger im Wege  stehen, viel lieber sollten wir die riesen Felsbrocken aus dem Weg räumen. Muttersein ist auch ein Job, oder besser gesagt ein(e) Beruf(ung)!

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Philip Schönherr ps-reflektiert

Mein Name ist Philip. Ich bin Familienvater und
Ehemann. Mit der Tätigkeit als Podcaster und als Betreiber des Blogs reflektiert-blog.de möchte ich bestimmten Themen einen Raum geben und
zumindest versuchen einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben.

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